Flutopfer. Wenn man selbst betroffen ist, verdrängt man das Leid der Anderen: Nicht nur Dresden braucht Touristen, damit nach der FLutwelle nicht die noch größere Pleitewelle über die Leute schwappt - auch Prag hat es am 13./14. August hart getroffen. Nun bleiben die Touristen weg, obwohl es für sie nur wenig Einschränkungen gibt: Ein paar Gaststätten haben zu, einige Museen ebenfalls - aber das meiste, was an einem Tag oder Wochenende zur Tippeltappeltour des Normaltouristen gehört, lässt sich realisieren. Und: Hotels bieten derzeit extrem gute Konditionen...
Den Bericht über Prag kann man demnächst auf den STIPvisiten nachlesen. Dort gibt's auch die Möglichkeit, einen Newsletter zu bestellen (in dem der Report zeitnah angekündigt wird).
Luxus. Am vergangenen Wochenende erholten wir uns in Weimar bei Recherchen und genossen den Luxus des ersten Thüringer 5-Sterne-Plus-Hotels "Elephant". Was aber ist Luxus? Vor allem nicht das, was die Prüfer der Dehoga abfragen, sondern eher die nicht dingfesten Momente: Atmosphäre (Kunst an den Wänden zum Neidisch werden) zum Beispiel oder der Augenblick beim Frühstück, wo die Servicemaus beim Abräumen der Teller den Gast (den sie nicht kennt) mit Namen anspricht.
Wenn nun noch alle Raucher aus dem Frühstücksraum verbannt würden, bekäme das Haus als erstes in Deutschland den sechsten Stern :-)
Redigiervorlage. Immer wieder ein Born der Freude ist das monatliche Vorwort von Chefredakteur Peter Ploog. Zum 30jährigen Jubiläum der von ihm geleiteten Zeitschrift "essen & trinken" liefert er wieder einen Text, der in der Henri-Nannen-Schule wunderbar als Redigiervorlage dienen könnte. Leser, redigieren Sie:
"Sie müssen nicht erschrecken: Ich möchte Sie jetzt nicht mit Perlen der Weisheit zum Thema Alter und Jugend enervieren. Ich werde Ihnen also die Erkenntnis Sainte-Beuves ersparen, daß die Zeitspanne zwischen zu jung und zu alt leider zu kurz sei. Auch La Rochefoucaulds Weisheit, daß man mit dem Alter dümmer und weiser wird, enthalte ich Ihnen vor. ... Ich bin mir sicher, daß Ihnen dieses Heft so gut schmecken wird wie all die vergangenen und all die kommenden. Guten Appetit!" Lieber Peter Ploog: Jahrzehnte währendes Lesen unverdaulichen Textes haben ein Ende - die E & T-Kündigung ist per Snail-Mail unterwegs!
Geschmacklos? Unbedacht? Auch gute Zeitungen haben manchmal einen schlechten Tag. Die Süddeutsche Zeitung platziert auf der Seite 2 heute zwei Meldungen untereinander, deren Titel in einer seriösen Zeitung so nicht untereinander gehören: “Bischöfe beraten über sexuellen Missbrauch” (ist für sich allein schon nicht gut, weil es eher um Maßnahmen gegen derlei Schweinkram geht) steht in direkter Nachbarschaft zu “Thierse: Die Kinder mitreden lassen”. Die Thematik scheint mir zu ernst für subtile Titelspielerei.
Mobiles Leben? Warum die Verschwörungstheorien zum Untergang der Estonia ausgerechnet in der Rubrik “Mobiles Leben” der Süddeutschen Zeitung erscheinen, bleibt Redaktionsgeheimnis. Lesenswert ist es dennoch, was Jutta Rabe über die 852 Opfer der am 27. 9. 1994 gesunkenen Estonia herausfand.