Medien-Krieg.Die Abhängigkeit von Bildern des Krieges – und wie die ARD daraus Vorteile zieht beschreibt Willi Winkler in der Süddeutschen Zeitung. Darunter quasi Live aus dem Krisengebiet: Christoph Maria "ich war bei vielen Kriegen und Krisen als Reporter dabei" Fröhders "Tagebuch aus Bagdad" und Peter Münchs "Lauern in der Lobby": "Irgendwie abgekämpft sind auch die Journalisten, weil sie den ganzen Tag in der Lobby oder am Schalter des Pressezentrums um Informationen gekämpft haben und doch immer wieder zurückgeschlagen worden sind. Die Briten waren unterwegs, die Amerikaner haben sich in den Hinterzimmern verschanzt. Wer mit den US-Presseoffizieren sprechen will, bekommt vom Wachposten vor ihren Zimmern eine Telefonnummer, unter der sich selten jemand meldet und fast nie jemand Auskunft gibt." Aber gesendet wird 24 Stunden rund um die Uhr, und nur wer sich den Tort antut es alles zu sehen, bemerkt die immer wiederkehrenden Wiederholungsschleifen...
Zynische Anmerkungenzur Vermarktung des Krieges hat Don Dahlmann gemacht. "Nun sind die Soldaten ja mittlerweile vernetzt. Sie haben Helme mit Nachtsichtgeräten, und Videodingens und GPS und Sprechfunk im Ohr. Und ein CNN Reporter mit Sendetechnik ist immer vorbei. Da müsste man jetzt nur die Signale ein wenig verstärken und die ganzen Bilder live abrufbar machen. Das ganze wird dann von HBO oder Premiere vermarktet." Und dann zählt er auf, beginnend beim "Ground Basixpaket: 5€/Tag (Begleiten Sie eine Infantrieeinheit in zweiter Frontlinie. Mind. sechs verschiedene Helmkameras., inkl Nachtsichtgerät. Ein Feindkontakt alle zwei Tage granatiert." - wobei ich bis heute rätsele, ob "granatiert" nur ein begnadeter Tippfehler von garantiert ist oder Absicht. "Angehörige der an der Front eingesetzten Soldaten bekommen 50% Rabatt. Auch als Geschenkgutschein."
Hans Hoff in der Süddeutschen Zeitung mit einigen kritischen Anmerkungen zum Stil von CNN: "Goal in Bagdad“ – mit CNN an der Front - Der US-Nachrichtenkanal berichtet im Stil der Sportreportage.
"Wenn man konsequent eintaucht in die hektische „Be the first to know“- Umschalt-Philosophie dieses amerikanischen Senders, dann wird man den Eindruck nicht los, Zeuge einer zweifelhaft mutierten Fußball-Bundesliga- Schlusskonferenz zu sein, deren Struktur man aus dem deutschen Radio zu kennen glaubt. Auf Sendung darf, wer Aufregung zu bieten hat, wer meldet, wo etwas passiert, wer den Krieg bis zur Unkenntlichkeit versportlicht."
Macht von Gnaden der Regierung verliehen.In der Serie über große Journalisten schreibt Franziska Augstein in der Süddeutschen Zeitung über den Publizisten Joseph von Görres: "Die „fünfte feindliche Großmacht“ soll Napoleon ihn genannt haben: Die fünfte nach Russland, Großbritannien, Preußen und Österreich. In Wahrheit war es ein Mitarbeiter des Rheinischen Merkur , der das gesagt hatte, und Joseph von Görres (1776 bis 1848) – der von vielen immerhin groß genannt wurde – verfügte nie über wirkliche Macht. Was der Publizist an Einfluss besaß, war ihm von Gnaden der preußischen Regierung verliehen worden. Zwei Jahre lang, von 1814 bis Anfang 1816, gab Görres in Koblenz den Rheinischen Merkur heraus, eine von der örtlichen Zensur freigestellte Zeitung, welche die preußische Regierung „in engländischem Geiste“ ins Leben gerufen hatte, um den Kampfeswillen der Deutschen im Krieg gegen Napoleon zu bestärken."
Bild am Sonntag.Es ist natürlich kein Zufall, dass unserem Besuch der ältesten Kamelie nördlich der Alpen im Schlosspark von Pillnitz eine weitere Fahrt vor die Tore der Stadt Dresden folgte. Ziel waren die Botanischen Sammlungen im Landschloß Zuschendorf, das unweit von Pirna im Seidewitztal liegt, einem Grenztal zwischen Elbsandsteingebirge und dem östlichen Erzgebirge.
Schloss Zuschendorf beherbergt die Seidelsche Kameliensammlung. Jacob Friedrich und Traugott Leberecht Seidel, Söhne des Dresdner Hofgärtners Johann Heinrich Seidel, gründeten am 24. Juni 1813 in Dresden eine Gärtnerei, die sich auf Kamelien spezialisierte. Die vor 190 Jahren gezüchteten Kameliensorten sind Teil der Botanischen Sammlungen, die 1991 gegründet wurden. Das "genetische Potenzial sächsischer Gartenbaugeschichte seit 1813" (Zitat aus der Internetseite) ist in mehreren Gewächshäusern zu bewundern – die Blüte wird bis Mitte April dauern.
[Update am Abend] Mehr Bilder gibt es bei den Stipvisiten, ein Bericht folgt dort später.
Seit dem 22. März findet die Hauptblüte der Kamelien im Landschloss Zuschendorf statt. Aufgenommen am 22.3.2003. Bild: UVS
Ratschläge für Gewinner.Tobias Kniebe fragt in der Süddeutschen: Wie viel Unterhaltung erlauben die Fernsehsender den Zuschauern? und antwortet mit sieben Regeln für die Gewinner bei der Oscar-Feier: "Eindeutig Ihre bisher größte Stunde, aber – und diese Erkenntnis trifft Sie wie ein Schlag – auch Ihre bisher gefährlichste. Jetzt müssen Sie auf die Bühne, müssen Größe und Bescheidenheit und Menschlichkeit zeigen, Überraschung heucheln, Ihren Gefühlen freien Lauf lassen, aber um Gottes Willen nicht den falschen, dürfen Dank verteilen, niemanden vergessen, nicht völlig ausrasten... Aber natürlich sind Sie vorbereitet!"
Einsicht.In eigener Sache informiert die Süddeutsche Zeitung ihre Leser: "Krieg bedeutet Ausnahmezustand, auch für Journalisten. Informationen stammen häufig von einer der Parteien, die am Krieg beteiligt sind, und können nicht nachgeprüft werden. Mehr noch als zu anderen Zeiten verfolgen diejenigen, die Journalisten mit Informationen versorgen, während eines Krieges eigene Interessen." Und die SZ versucht das Beste draus zu machen - nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Der Angriffskrieg auf den Irak ist "Ein organisiertes Verbrechen", schreibt Andreas Zielcke in der Süddeutschen. "Wirklich ungeheuerlich ist das amerikanische Unterfangen aber nicht, weil es gegen allen Einspruch eine beispiellose Unbelehrbarkeit und Selbstherrlichkeit an den Tag legt. Ungeheuerlich ist es, weil es das Völkerrecht auf eine Weise verletzt, die den Krieg zu einem Verbrechen macht."
Stimme aus Freiburg.Dietrich Murswiek, Professor für Staats- und Völkerrecht an der Universität Freiburg, hat einen nachdenklich machenden Beitrag aus völkerrechtlicher Sicht verfasst: "Wenn die USA den Krieg gegen den Irak ohne Ermächtigung durch den Sicherheitsrat der Vereinten Nationen beginnen, dann ist dies nicht nur ein Krieg gegen einen Diktator, dem man Nichterfüllung von UN-Resolutionen und viele Schandtaten vorwerfen kann. Dann ist das auch ein Krieg gegen das Völkerrecht – nicht lediglich ein eklatanter Bruch des geltenden Rechts, sondern der Versuch, die grundlegenden Normen des völkerrechtlichen Systems der Friedenssicherung außer Kraft zu setzen. ...
Der Irak-Krieg könnte der erste Schritt zu einer fundamentalen Umwälzung der Völkerrechtsordnung sein. ...
Kern des geltenden Systems der Friedenssicherung ist das allgemeine Gewaltverbot. Militärische Gewalt wird prinzipiell geächtet. Allein zur Selbstverteidigung gegen einen bewaffneten Angriff darf ein Staat aus eigenem Recht Krieg führen. ...
Es liegt auf der Hand, dass sich die USA im Irak-Konflikt nicht auf das Selbstverteidigungsrecht berufen können. Darüber sind sich alle Völkerrechtler einig. Weder hat der Irak angegriffen, noch steht ein Angriff unmittelbar bevor. ...
Offizieller Protest ist daher notwendig, gleich beim ersten Anwendungsfall dieser Doktrin, beim Angriff auf den Irak. "
Stimmen aus Dresden.Das Netzwerk der Friedensinitiativen veröffentlicht Termine mit Demos und aknderen Aktionen. da der server oft überlastet it, hier der Dresden-Auszug:
Tag X Donnerstag, 20.03.2003 Dresden: 11.55 Uhr: Wir gehen für 5 Minuten ins Freie (Betriebe, Schulen, Verkehr uva.); 12 Uhr Geläut aller Glocken; 17 Uhr: Treff Albertplatz (über Carolaplatz), Pirnaischer Platz, Postplatz; 18 Uhr: Theaterplatz: Kundgebung und Demonstration "Protest und Trauer" (Details hier oder hier), VA: AG Frieden attac Dresden (eMail: agfriedendd@gmx.de), Sächsische Friedensinitiative
Kontakt: Sächsische Friedensinitiative c/o Ökumenisches Informationszentrum, Kreuzstr. 7, 01067 Dresden, Tel.: 0351/4923369, Fax: 0351/4923360; Dresdner Friedensaktion, Tel.: 0172/3473572
E-Mail: frieden.oeiz@infozentrum-dresden.de
Internet: http://www.infozentrum-dresden.de
Die Pillnitzer Kamelie blüht.Die Kamelie im Schlosspark von Pillnitz bei Dresden gilt als die älteste nördlich der Alpen. 35.000 Blüten bringt sie zwischen Ende Februar und April hervor. Eine ausführlichere Reportage steht (mal wieder) bei den STIPvisiten.
Kamelie in Pillnitz. Aufgenommen am 16.3.2003. Bild: UVS
Rückgängig machen! Resolution der SZ-Redaktionsversammlung:
„Die Qualität darf nicht leiden!“ Die Schließung ihres NRW-Teils hat bei der Süddeutschen Zeitung Entrüstung ausgelöst. Die Redaktion hat mit einer Resolution reagiert:
„Die Redaktionsversammlung der Süddeutschen Zeitung ist empört über die Schließung der NRW-Redaktion. Sie fordert den Verlag auf, diese Entscheidung rückgängig zu machen. Die Kolleginnen und Kollegen in Düsseldorf haben durch exzellente Arbeit mehr als 20000 Leser für die Zeitung gewonnen. Die Schließung bestärkt uns in der Sorge um die Qualität der SZ. Zeitungen wie die Süddeutsche spielen eine wichtige Rolle in der demokratischen Gesellschaft. Die SZ darf keine Qualitätseinbußen erleiden. “
SZ-NRW-Wegfall: ReaktionenIst der überregionale Kurs der „Süddeutschen Zeitung“ nach Ende des NRW-Teils in Gefahr? Fragen sich und ihre Leser Hans-Jürgen Jakobs und Klaus Ott, die Medienspezialisten der SZ. "Die SV-Eigner entschlossen sich zum Schnitt – was in den Ressorts der Zeitung große Unruhe und Empörung auslöste. Es wächst die Befürchtung, die Süddeutsche Zeitung müsse sich gezwungenermaßen Schritt für Schritt vom Anspruch als überregionale Qualitätszeitung verabschieden, weil auf dem Weg zur wirtschaftlichen Gesundung zu sehr kurzfristige Sparmaßnahmen zählten. Ist das langfristige Wohl des Blattes in Gefahr?"
Weitsichtig.Beim 13. Dresdner Brückenbausymposium ging es weitgehend Ernst zu, ist ja eine hochwissenschaftliche Veranstaltung. Doch wenn jemand vom Straßen- und Tiefbauamt Dresden es zu gut meint mit dem Arbeitgeber, kann's (unfreiwillig) auch mal lustig werden. Wir zitieren: Es gab "konträre Diskussionen und Meinungen über den Bau der 7. Elbebrücke Dresdens. So berichtete man beispielsweise in den Dresdner Nachrichten vom 20.03.1929 und 21.03.1929 von einem „Weg in totes Land“ oder „Die Brücke ins Leere“. Wenn damals die breite Masse der Bevölkerung die eigentliche Aufgabe dieser neuen Brücke nicht erkannte, bewies der Rat zu Dresden wirkliche Weitsicht." Denn die Brücke wurde "so konstruiert, dass für die spätere Durchführung der Schnellbahn [Pirna - Meißen] auf einem eigenem Bahnkörper der nötige Ausbau einfach und wirtschaftlich
erfolgen konnte. Der Bau der Schnellbahn ist nie erfolgt."
Und wo war die Weitsicht? So zu bauen, wie es keiner brauchte? Da denke ich mal drüber nach...
"Präsident Bush sieht die Probleme nicht deutlich genug".In einem SZ-Interview mit Carl Friedrich von Weizsäcker spricht der 90 Jahre alte Philosoph und Physiker über Amerikas mangelnde Erfahrung mit dem Leiden des Krieges und über Wege zum Frieden. Unter anderem sagt er: "Die Menschheit muss den Krieg überwinden. Betrachten Sie die Tierwelt: Die Löwen bringen sich gegenseitig nicht um. Denn sie sind von Natur aus bewaffnet, und wenn sie sich gegenseitig umbringen würden, dann gäbe es keine Löwen mehr. Die Menschen haben keine Raubtiermentalität. Sie stammen von Affen ab, die sich zunächst gar nicht gegenseitig umbringen konnten. Dann aber haben die Menschen die Entdeckung gemacht, dass man Waffen herstellen und sich gegenseitig umbringen kann. Jetzt müsste der Mensch lernen, genau die Haltung zum Mitmenschen zu haben wie der Löwe zu anderen Löwen. Wie das jetzt in dem konkreten Fall vor uns zu bewerkstelligen sein wird, weiß ich nicht. Ich habe allerdings das unheimliche Gefühl, dass Präsident Bush diese Probleme nicht deutlich genug sieht."
Krieg nur als letztes Mittel.Kofi Annan, Generalsekretär der Vereinten Nationen, schreibt in der Süddeutschen Zeitung: "Die Charta der Vereinten Nationen ist eindeutig: „Um ein schnelles und wirksames Handeln der Vereinten Nationen zu gewährleisten, wird dem Sicherheitsrat die Hauptverantwortung für die Wahrung des Weltfriedens und der internationalen Sicherheit übertragen.” ...
Überall auf der Welt verlangen die Menschen eine friedliche Lösung der Krise. Sie sind alarmiert von dem großen menschlichen Leid, das Krieg immer verursacht, ob er lang oder kurz ist. Und sie sind auch besorgt wegen der langfristigen Konsequenzen, die dieser Krieg bringen könnte. ...
Manchmal kann es nötig sein, Gewalt einzusetzen, um Friedensbedrohungen abzuwehren – und die Charta schafft die Voraussetzungen dafür. Aber Krieg muss immer das letzte Mittel sein. Es darf nur dann eingesetzt werden, wenn jede vernünftige Alternative ausgeschöpft worden ist. ...
Ist dieser Moment gekommen? Diese Entscheidung müssen die Mitglieder des Sicherheitsrates jetzt treffen. Es ist gewiss eine schwerwiegende Entscheidung. Wenn die Ratsmitglieder sich nicht auf eine gemeinsame Position einigen können und einige ohne Zustimmung des Rates handeln, dann wird die Legitimität dieses Handelns stark in Frage gestellt sein und nicht die erforderliche politische Unterstützung erhalten, die nach einer militärischen Phase für einen langfristigen Erfolg notwendig ist."
Eine kurze Geschichte des Lichtsunter besonderer Berücksichtigung der Gaslampen in Dresden schreibt Bettina Klemm in der Sächsischen Zeitung: "In Sachen Licht mischte Dresden einst immer an der Spitze mit. Zugegeben, August der Starke hat die Idee von Leipzig geklaut. Ein Besuch in der Handelsstadt soll ihn inspiriert haben, denn dort gab es bereits 1702 eine Straßenbeleuchtung. Im Januar 1705 ordnete der Kurfürst die öffentliche Beleuchtung in Dresden an. Seine Untergebenen spurten, denn schon Ende März des gleichen Jahres, so geht aus einer Chronik hervor, erhellten 46 Laternen die Elbbrücke und 750 das Schloss und die Altstadt. Neunzehn Laternenwärter mussten allabendlich die Öllampen anzünden." Netterweise nennt sie auch ihre Quellen „Dresden – Geschichte der Stadtbeleuchtung“ von W. Kühr und „Stadtlexikon Dresden“ (beides nicht online)...
Journalisten-Vorbilder (12).Schon eine Woche alt, aber das ist ja über den Tag hinaus gültig (und außerdem hatten die Kollegen der SZ es vorher nicht im Netz, sondern nur in der Print-Ausgabe): Peter Glotz über Immanuel Birnbaum. Wieder so einer, den nicht alle kennen, doch Glotz macht's uns leicht: "Ab 1927 war Immanuel Birnbaum Auslandskorrespondent in Warschau. Er schrieb für die Vossische und die Frankfurter, betätigte sich aber auch als Diplomat, passenderweise nicht als deutscher, sondern als österreichischer. Als Hitler seinen Krieg vom Zaun brach, ging Birnbaum nach Finnland, später Schweden. Damals arbeitete er viel für die Basler Nationalzeitung. Nach dem Krieg kehrte er nach Warschau zurück, wurde irgendwann dort von den Kommunisten ausgewiesen, wechselte nach Wien und fand den Kontakt zur Süddeutschen. 1953 berief Werner Friedmann ihn zum Ressortleiter Außenpolitik dieser Zeitung, was er bis Ende 1972 blieb. Von 1962 bis 1976 war er außerdem Mitglied der Chefredaktion."
Bild am Sonntag.Während über das Liebesleben der Maikäfer allerorten geforscht und nachgedacht wird, ist das der Skulpturen im Palais im Großen Garten zu Dresden weitgehend unerforscht. Große Kenner der Kunstszene haben sich natürlich ihre Gedanken gemacht, dabei aber (bewusst?!?) Kleinigkeiten übersehen, die eigentlich offensichtlich sind. Manchmal, aber nur manchmal, gibt es zarte Andeutungen, wie in einem (unveröffentlichten) Papier von Joachim Menzhausen: "Die Falten ihrer Kleidung stehen noch immer in Permoserscher Art gratig über Mulden, in denen sich der Körper durchdrückt."
Balthasar Permoser, um die Unbekannte im zitierten Satz aufzulösen, war Hofbildhauer in Dresden. 1689 kam er aus Florenz und schuf in Dresden Meisterwerke der Bildhauerkunst.
Doch zurück zum Sex in the Garden: Was Menzhausen offensichtlich auch gesehen hat und nicht zu schreiben wagte, soll am heutigen Karnevalssonntag beispielhaft über das wahre Wesen der Skulpturen nachgedacht werden.
Sehen wir uns diesen zufrieden dreinblickenden Putto an. Pausbäckig (wie man das von seinesgleichen erwartet) und den Schelm um die Mundwinkel. Worauf freut er sich? Auf die Weintrauben, die vorn rechts im Bild angedeutet sind? Oder ist er einfach nur so ein fröhliches Männlein in netter Umgebung?
Um diese Frage beantworten zu können, wechseln wir die Perspektive und zoomen ein wenig aus. Nicht uninteressant ist, wo die Trauben hängen, denn wir erkennen, dass Freund Putto an einem Bein lehnt und sich da an irgendwas festklammert. Aber was ist das, wo der Zeigefinger steckt?
Wir stellen die Beantwortung der Frage ein wenig zurück und sehen einfach mal hoch. Oh: Da sehen wir ja das Gesicht zum Bein! Interessanter Typ, mit Trauben auf dem Kopf und einem Hörnchen...
...und wie der guckt! So sinnig-versonnen-zufrieden. Der Mund hat Züge des Genießens, unverkennbar.
Und was ist das? Da sieht ja einer zu! Will wohl nicht erkannt werden, weswegen er sich hinter der Maske verbirgt. Aber, mal ehrlich,er scheint seinen Spaß zu haben, der alte Spanner. Feixt sich eins und freut sich des Lebens. Dabei hat er (sieht man nicht auf dem Bild, stimmt aber) einen Pferdefuß. Putto übrigens auch...
Und so stehen sie da auf ihren Postamenten im Palais, und alle sehen nur immer alles Mögliche, aber nicht das Wesentliche.
Musste doch mal gesagt werden!
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